„… weil wir zu den Besten gehören wollen.“

PraxisInterviews

Beste Azubis, weil wir zu den Besten gehören wollen.

Eigentlich wollten wir mit der Ausbildungsleitung der Rupp+Hubrach Optik GmbH über ihren bundesbesten Auszubildenden 2022 im Abschluss „Verfahrensmechaniker für Brillenoptik“ sprechen. Darüber, welchen Anteil der Auszubildende an dem Erfolg hat. Darüber, was das Unternehmen in der Ausbildung besonders gut macht und was daher für andere Ausbildungsbetriebe interessant sein könnte.

Zu unserer Überraschung erschienen zum Gespräch nicht nur die Ausbildungsleiterin, Daniela Tinter, sondern auch die zwei Ausbilder, Achim Wieland und Frank Eichhorn.

Frau Tinter, warum kommen Sie zu dritt in dieses Gespräch?

Daniela Tinter: Weil der Erfolg unseres bundesbesten Auszubildenden, wie die gesamte Ausbildung bei uns, vor allem eine Teamleistung widerspiegelt.

Können Sie die Zuständigkeiten bitte kurz erklären?  

Daniela Tinter: Frank Eichhorn kümmert sich als nebenberuflicher Ausbilder um das Onboarding bei den angehenden Verfahrensmechanikerinnen und -mechanikern, um die Integration in den Betrieb und um die Ausbildungsinhalte bis zum Ende des ersten Lehrjahres. Danach übernimmt Achim Wieland ebenfalls als nebenberuflicher Ausbilder die fachliche Qualifizierung bis zum Abschluss. Ich selbst bin für alles Organisatorische im Hintergrund zuständig.

Achim Wieland: Allerdings haben die Auszubildenden es von Anfang mit uns dreien zu tun. Wir sind als Team präsent und selbstverständlich tauschen wir uns auch über die persönliche und fachliche Entwicklung, die unsere Azubis machen, vom ersten Tag an regelmäßig aus.

Aus Ihrem Unternehmen kommt mittlerweile zum sechsten Mal ein bundesbester Auszubildender. Was ist das Besondere der Ausbildung bei Ihnen?

Daniela Tinter: Ich denke, dass wir als Ausbildungsteam einfach die Besten sein wollen. Wir sind alle drei vom gleichen Spirit geprägt, der das gesamte Unternehmen durchzieht: Erfolg entsteht durch die gemeinsame Leidenschaft für Topleistung und ein echtes Miteinander. Wir setzen diese Philosophie in der Ausbildung genau so um, wie sie die anderen Bereiche in ihren Aufgaben umsetzen – in der Entwicklung, in der Produktion, im Kundenservice, das ist unser Selbstverständnis hier im gesamten Unternehmen.

Frank Eichhorn: In der Ausbildung kommt es ganz besonders auf die Personen an. Die Jugendlichen betreten eine neue Welt, in der wir als Ausbildungsteam ihnen Wege aufzeigen und sie bei ihren ersten Schritten begleiten. Durch uns verstehen sie, wie vielfältig ihre beruflichen Chancen sind, denn wir sind lebendige „Vorbilder“ für Karrieren hier im Unternehmen. Ich bin jetzt 40 Jahre im Betrieb. Ich habe mein Berufsleben hier mit meiner Ausbildung gestartet, eine ganze Reihe spannender Stationen absolviert und bis heute echte Freude an dem, was ich hier tue. Bei Achim sind es jetzt etwa 25 Jahre. Auch er hat hier gelernt und ist mit ganzem Herzen dabei. Im Grunde genommen sind wir dazu da, dass die Begeisterung für das Unternehmen, für unsere Produkte und für die Art, wie wir hier miteinander arbeiten, überspringt. Ihren Weg müssen die Azubis dann schon selbst gehen.

Achim Wieland: Genauso ist es. Ich möchte allerdings auch festhalten, dass jemand wie Alexander, der 2022 den Titel als bundesbester Verfahrensmechaniker für Brillenoptik geholt hat, auch ein besonderes Talent entwickelt hat. Der war am Anfang sehr ruhig, wusste aber gleich, worum es bei uns geht. Er hat sich sehr schnell von uns anstecken lassen, jeden Tag immer besser zu werden. Darauf sind wir als Ausbildungsteam selbstverständlich auch ein wenig stolz.

Woran erkennen Sie ein solches Talent?

Daniela Tinter: Dass sich jemand so entwickelt wie zuletzt Alexander, lässt sich nicht schon bei der Bewerbung erkennen. So ein Erfolg ist das Ergebnis einer Entwicklung, die sich während der Ausbildung vollzieht. Damit der Start eines solchen Prozesses gelingt, ist für uns obligatorisch, dass jede Bewerberin und jeder Bewerber mindestens einen Schnuppertag oder ein Praktikum bei uns absolviert. Denn die Jugendlichen müssen wissen, was mit ihrer Ausbildung bei uns auf sie zukommt. Und wir müssen wissen, was das für eine oder einer ist. Dann stellen wir uns im Team die Frage, ob die Kandidatin oder der Kandidat zum Unternehmen und zur Gruppe der neuen Azubis passen wird.

Frank Eichhorn: Wir wollen auch niemanden verbiegen. Die Jugendlichen sollen erst einmal bei uns im Unternehmen und in ihrer Ausbildung ankommen. Wir sagen ihnen ganz offen: „Ihr dürft auch ins Fettnäpfchen treten. Fehler gehören dazu, weil ihr aus ihnen lernt. Wir machen den ersten Aufschlag und die Ausbildung ist wie ein Ping-Pong-Spiel zwischen Euch und uns.“ Jeder spielt sein Spiel. Daran hat Alexander sehr viel Spaß entwickelt und so hat er aus dem Spiel alles gemacht was möglich war. 

Achim Wieland: Man muss sich auf jeden Fall auf die verschiedenen Charaktere einlassen, denn Schema F funktioniert nicht. Wir als Ausbildungsteam sind gefragt, auf die Eigenheiten richtig zu reagieren und entsprechend der individuellen Entwicklung auch geeignete Maßnahmen zu ergreifen, damit sich jede Persönlichkeit mit ihren Stärken entfalten und ihre Schwächen abbauen kann.

Aber konkret: Wie stiften Sie bei Ihren Azubis die Motivation zu Topleistung?

Frank Eichhorn: Wie gesagt, wir verstehen uns als Vorbilder und wir tauschen uns im Team regelmäßig darüber aus, wo wir jemanden noch mehr „kitzeln“ müssen, damit er oder sie top wird. Wenn es nötig ist, gehört dazu auch zusätzlicher innerbetrieblicher Unterricht oder eine Projektaufgabe, um bestimmte Kompetenzen noch mehr zu fördern. Das kostet sicher hier und da mehr Zeit und interne Abstimmungen, aber es lohnt sich für alle.

Achim Wieland: Was sicher entscheidend zur Motivation beiträgt ist, dass unsere Auszubildenden so früh und so viel wie möglich mittendrin im Betrieb arbeiten und Verantwortung erhalten. Es gibt in dem Sinne also keine separate Ausbildungsstätte. Die Ausbildung ist voll in die Produktion integriert und die Auszubildenden sind von Anfang an vollwertige Mitglieder im Produktionsteam. Sie kennen die Produktionsziele und sie erleben unmittelbar, dass es zur Zielerreichung auf das Miteinander und auch auf ihre Topleistung ankommt. „Auch als Azubi gehörst du voll dazu und deine Arbeit ist wichtig“ – diese Wertschätzung von Anfang an, das motiviert enorm. Ganz nebenbei gewinnen die Azubis durch den direkten Kontakt mit den anderen Kolleginnen und Kollegen auch konkrete Vorstellungen davon, wie vielfältig es nach der Ausbildung beruflich für sie weitergehen kann. Ihr Horizont wird nach und nach immer weiter.

Daniela Tinter: Zur Motivation gehört auch Klarheit. Unsere Azubis erhalten zum Beginn ihrer Ausbildung einen Ausbildungsbogen. Auf der ersten Seite befindet sich der Ausbildungsplan, damit sie jederzeit genau mitvollziehen können, was hinter ihnen und was noch vor ihnen liegt. Auf den folgenden Seiten halten wir als Ausbildungsteam dann zu jedem Ausbildungsabschnitt, wenn er sich dem Ende zuneigt, ein differenziertes Feedback schriftlich fest, das wir natürlich auch persönlich mit ihnen besprechen. Zusammengefasst wird das zum Beispiel durch eine Skala von 0 bis 125 Prozent. Im Feedbackgespräch geht es auch darum, warum jemand vielleicht in einem Bereich nur auf 60 Prozent gekommen ist. Was ist vorgefallen? Wie kann das noch verbessert werden? Die Azubis sind nach unserer Erfahrung froh darüber, immer genau zu wissen, wo sie stehen. Und natürlich ist die 100-Prozent-Marke auch eine persönliche Motivation.

Gibt es denn auch Feedback von den Azubis zu Ihnen als Ausbildungsteam?    

Daniela Tinter: Selbstverständlich, schließlich können auch wir nur auf diese Weise besser werden. Allerdings ist der Feedbackbogen, den unsere Azubis für uns ausfüllen in Schulnoten gegliedert, denn diese Bewertungsart fällt ihnen intuitiv leichter als die Vergabe von Prozentpunkten. Für uns ist es doch nicht anders als für unsere Auszubildenden. Ein „sehr gut“ motiviert ungemein, Erfolg macht einfach Spaß.

Frau Tinter, Herr Wieland und Herr Eichhorn, herzlichen Dank für die Einblicke und die Impulse, die Sie uns gegeben haben. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude an und in der Ausbildung.


Über die Rupp+Hubrach Optik GmbH

Das Unternehmen zählt zu den fünf großen Herstellern von Brillengläsern in Deutschland. Pro Ausbildungsjahr werden ca. fünf Auszubildende ausgebildet als:

  • Verfahrensmechaniker für Brillenoptik
  • Mechatroniker
  • Industriekaufmann/Industriekauffrau

Am Produktionsstandort in Bamberg produzieren rund 250 Beschäftigte über 10.000 Brillengläser täglich. Die Rupp+Hubrach Optik GmbH engagiert sich in mehreren sozialen Einrichtungen wie der Lebenshilfe oder den SOS-Kinderdörfern für gutes Sehen. Zahlreiche Auszeichnungen unter anderem für Innovations- und Wissenschaftsprojekte sowie als „Arbeitgeber der Zukunft“ unterstreichen die hohen Ansprüche, die das Unternehmen an sich selbst setzt, um „Tradition und Innovation ‚Made in Germany‘“ mit Leben zu füllen.

Weitere Information unter https://www.rh-brillenglas.de/


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