DAS Instrument gegen Fachkräftemangel

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Berufliche Weiterbildung mit IHK-Abschluss lohnt sich – für die Absolventinnen und Absolventen und ebenso für Unternehmen. Dass es sich hierbei nicht um eine bloße Behauptung handelt, belegt alle fünf Jahre die Weiterbildungserfolgsumfrage, die die DIHK unter den Absolventinnen und Absolventen der Prüfungen der Höheren Berufsbildung, also beispielsweise Industriemeisterinnen und Industriemeistern, Fachwirtinnen und Fachwirten oder Geprüften Betriebswirtinnen und Betriebswirten, durchführt.

Zusammen mit den Gesamtergebnissen der aktuellen, am 1. Juni 2023 veröffentlichten Studie liegt auch die regionale Auswertung der Antworten von über 4.700 bayerischen Absolventinnen und Absolventen vor. Sie korrespondiert im Großen und Ganzen mit den bundesweit erhobenen Zahlen, Abweichungen finden sich eher in den Details, doch der Reihe nach …

Höhere Position oder neuer Arbeitsplatz und finanzielle Verbesserung

Warum absolvieren Fachkräfte überhaupt eine anspruchsvolle Weiterbildung mit IHK-Abschluss? Ganz klar, weil sie sich beruflich verbessern (78% bundesweit, Bayern 79%), etwas Neues lernen und ihren Horizont erweitern wollen (bundesweit 58%, Bayern 60,58%): als Schub für die eigene Karriere, um weiterzugehen, statt stillzustehen – ob im aktuellen Betrieb oder anderswo …

Dass es funktioniert, zeigt die aktuelle Umfrage wieder einmal ganz deutlich:

  • 57% der bundesweit Befragten (Bayern: 54,11%) geben an, innerhalb von fünf Jahren eine höhere Position bzw. einen größeren Verantwortungsbereich erreicht zu haben.
  • 24% haben einen bzw. einen neuen Arbeitsplatz gefunden (Bayern 25,17%) und 58% haben sich finanziell verbessert (Bayern 57,5%).
     

Aus Unternehmenssicht bedeutet das: Anspruchsvolle Aufgabenbereiche und Projekte können mit Absolventinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung sehr gut besetzt werden, denn diese WOLLEN genau das erreichen. In drei von vier Fällen finden Unternehmen und Absolventin bzw. Absolvent die für beide Seiten passende, zukunftsfähige Win-Win-Konstellation, auch was die damit zusammenhängende Gehaltsentwicklung betrifft. Lediglich ein Viertel wechselt den Arbeitsplatz oder war zum Zeitpunkt des Abschlusses arbeitslos – was für qualifizierte Fachkräfte, und nur diese sind zur Prüfung zugelassen, in den heutigen Zeiten eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer einen Abschluss der Höheren Berufsbildung erreicht hat, will gerne mehr Verantwortung sowie neue berufliche Herausforderungen, aber nur selten das Unternehmen wechseln.

Hier können (und sollten) Personalverantwortliche anknüpfen. Denn ein Abschluss der Höheren Berufsbildung bringt neben einer fachlichen Höherqualifizierung auf Bachelor- oder Masterniveau – genau das kennzeichnen bereits zahlreiche Abschlüsse durch den Titel „Bachelor professional“ oder „Master Professional“ – insbesondere auch eine gereifte Persönlichkeit mit sich. 93% der Absolventinnen (Bayern: 92%) bestätigen, dass sich die Weiterbildung vorteilhaft auf ihre persönliche Entwicklung ausgewirkt hat, zum Beispiel durch eine Steigerung ihrer Fähigkeiten zur (Selbst-) Reflexion, durch das Training ihrer Kommunikationsfähigkeiten und die Erweiterung ihres Horizonts. Fachliche Kompetenz und persönliche Reife, das sind die wichtigsten Voraussetzungen, um Verantwortung für Mensch und Material im Betrieb zu übernehmen.

Unterstützung durch die Unternehmen leider nur zurückhaltend

Ein bedenklicher Befund, der sich auch 2023 wieder zeigt, bezieht sich auf die Frage, welche Arten der Förderung die Absolventinnen und Absolventen während ihrer Weiterbildung in Anspruch genommen bzw. erhalten haben.

Mit bundesweit 62,23% (Bayern nur 51%) steht hierbei das Meister- bzw. Aufstiegs-BAföG an erster Stelle, gefolgt von weiteren staatlichen oder bundeslandspezifischen Förderungen (bundesweit 19%) wie dem „Meister-Bonus“ in Bayern, den immerhin jeder zweite (51%) der bayerischen Befragten genutzt hat.

Kurz gesagt: Es sind aktuell nicht die Unternehmen, die die Teilnahme am Lehrgang und an den Prüfungen der Höheren Berufsbildung finanzieren. Schaut man auf die Zahlen, sieht die Unterstützung der Wirtschaft (insgesamt) für Weiterbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht so aus, wie man es angesichts des Bedarfs erwarten würde: Gerade einmal 15% der Befragten (Bayern 13,12%) geben an, durch bezahlte Freistellung vom Unternehmen gefördert worden zu sein, wobei der Umfang dieser bezahlten Freistellungen von mehreren Monaten über einige Wochen bis zu einzelnen Tagen speziell zur Prüfungsvorbereitung reicht. Rund 85% der Befragten konnte sich jedenfalls nicht dafür entscheiden, die Antwort „Ich habe eine ideelle Unterstützung durch den Betrieb erhalten“ anzukreuzen – auch diese Zahl spricht für sich. Im Detail: Bundesweit geben lediglich 16% der an der Befragung Teilnehmenden (Bayern 14,6%) an, ideell durch den Betrieb unterstützt worden zu sein.

Berufliche Aus- und Weiterbildung: Strategie gegen den Fachkräftemangel

Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, die Kosten für das Recruiting von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt steigen – bei sinkenden Erfolgsaussichten. Demgegenüber stellen die Aus- und Weiterbildung eigener Beschäftigter wirkungsvolle Alternativen dar, sofern Unternehmen bereit sind, in qualitativ hochwertige Ausbildung und in die Weiterbildung ihrer Nachwuchsfachkräfte (letztlich aller Mitarbeitenden) zu investieren. Denn nur diejenigen Betriebe, die attraktive Ausbildungsangebote auf der Höhe der Zeit und der heutigen Jugendlichen bieten, finden Azubis als ihre Fachkräfte von morgen. Und: Nach der Ausbildung ist vor der Höheren Berufsbildung – immer öfter wünschen sich junge Fachkräfte von ihren Arbeitgebern klare Perspektiven für ihre weitere berufliche Entwicklung. Genau das können Unternehmen ihnen durch die aktive Förderung des nächsten Abschlusses der Höheren Berufsbildung bieten und dabei zugleich von den erweiterten fachlichen sowie persönlichen Kompetenzen profitieren.

So betonte auch der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer, Achim Dercks, bei der Vorstellung der Weiterbildungserfolgsstudie 2023 am 1. Juni in Berlin, die Höhere Berufsbildung sei „eine Art Geheimtipp" sowohl für karrierebewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für unternehmerische Strategien gegen den Fachkräftemangel. Auch der BIHK-Hauptgeschäftsführer, Manfred Gößl, sieht angesichts des Fachkräftemangels großes Potenzial in der beruflichen Fortbildung. In einer Presseerklärung formulierte er: „Sie [die berufliche Fortbildung] spielt eine Schlüsselrolle dabei, den Standort Bayern fit für die Zukunft zu machen. Bei den bayerischen IHKs absolvieren jährlich rund 11.000 Personen eine Fortbildungsprüfung auf Meisterniveau. Diese beruflichen Meister werden von der Wirtschaft in Bayern und Deutschland noch stärker als die Master-Absolventen gesucht. Die Gefahr des Jobverlustes ist bei Berufsmeistern die niedrigste überhaupt und etwa um die Hälfte geringer als bei Akademikern. Das Gesamteinkommen bis zum 60. Lebensjahr liegt bei Berufsmeistern mittlerweile auf dem Niveau von Akademikern. Wir sind in Bayern also auf einem guten Wege zur Gleichwertigkeit von beruflichen Abschlüssen mit Master- oder Bachelor-Abschlüssen an Hochschulen."

Wer es als Fachkraft oder aber auch als Personalverantwortlicher genauer wissen will, wendet sich am besten an die Aus- und Weiterbildungsberater seiner IHK – die richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in Bayern finden Sie hier: Nicht warten, starten!

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