Gute Argumente für die duale Ausbildung

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Wie überzeugen Sie als Ausbilder oder Personalverantwortlicher Jugendliche (und deren Eltern) vom Wert einer Ausbildung? Wir haben für Sie einige wichtige Argumente für Ihr Azubi-Marketing zusammengestellt, die belegen: Mit einer Ausbildung und beruflicher Weiterbildung kann man ebenso viel erreichen wie akademisch qualifizierte Gleichaltrige – mindestens!

Studium immer die beste Wahl?

Hartnäckig hält sich der Mythos, dass ein Studium die Grundlage für einen sicheren Arbeitsplatz und ein hohes Einkommen sei. Dabei haben bereits mehrere Studien (siehe Quellen am Schluss des Artikels) diese Annahmen gründlich widerlegt. Ausbilder und Personaler können die hier gelieferten Zahlen und Fakten sehr gut nutzen, um Nachwuchskräfte für ihre Unternehmen zu gewinnen und Fachkräften attraktive Karrierewege im eigenen Unternehmen aufzuzeigen.

Konkret: Wie sieht es für Schülerinnen und Schüler nach dem Schulabschluss aus? Wer eine Hochschulzugangsberechtigung, kurz: das Abi, hat, entscheidet sich scheinbar automatisch für den Beginn eines Studiums. Dabei belegen hohe Abbrecherzahlen, dass „Studieren“ keineswegs für jede und jeden das Richtige ist.

Tipp 1: Heben Sie den Praxisbezug der Ausbildung hervor

Es geht nicht darum, das Studieren schlecht zu reden, sondern darum, dass Jugendliche den Bildungsweg erkennen, der ihnen am meisten Freude bereiten wird. Denn was man mit Spaß und Freude tut, das fällt einem auch leicht und schafft fast von allein Erfolge.

Wenn Sie für die Ausbildung in Ihrem Unternehmen argumentieren, sprechen Sie deshalb das Thema „Lerntypen“ explizit an: Für die einen mag es genau richtig sein, sich die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens anzueignen und sich die nächsten Jahre vor allem auf den Gebieten der Theorie, des Experiments und der Diskussion von Thesen zu bewegen.

Für andere Lerntypen hingegen schafft das praktische Anwenden von neuem Wissen und der sofort ersichtliche Erfolg in der beruflichen Praxis und im Kreis der Kolleginnen und Kollegen genau die persönliche Bestätigung, um Begeisterung und Motivation aus sich selbst heraus zu entwickeln. Diese andere Art des „Lernens und Anwendens“ in der dualen Ausbildung im Vergleich zur Schule oder dem Studium gilt es spezifisch für Ihr Unternehmen aktiv in Szene zu setzen, indem Sie zum Beispiel besondere Azubi-Projekte Ihres Unternehmens vorstellen oder den Interessenten Appetit darauf machen, was für Aufgaben sie bereits nach dem ersten und zweiten Lehrjahr in Ihrem Unternehmen eigenverantwortlich bewältigen können – und auch sollen!   

Und noch einen Zahn gilt es zu ziehen: Ein Hochschulabschluss bedeutet eben nicht, dass allen Absolventen der Einstieg ins Berufsleben problemlos und zu hochbezahlten Konditionen gelingt. Tatsächlich dauert es oft Jahre, bis aus diversen Praktika ein unbefristeter Arbeitsvertrag hervorgeht. Eine Ausbildung stellt demgegenüber nicht nur einen Berufseinstieg dar, sondern sie schafft zugleich eine sichere Basis für den ersten gut bezahlten Arbeitsvertrag als Fachkraft – dazu später mehr.

Tipp 2: Eine Ausbildung ist ein Anfang – und zwar ein sehr guter!

Wenn Ausbilderinnen und Ausbilder beispielsweise an Schulen, auf Informationsveranstaltungen und Ausbildungsmessen oder auf den Internetseiten ihrer Unternehmen für Berufsausbildungen werben, sollten sie nicht den Fehler begehen, die Ausbildung gegen ein Studium zu setzen.

Die Ausbildung stellt im System der beruflichen Bildung einen Anfang dar, nicht das Ende: Denn mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung können Fachkräfte Weiterbildungen zum Fachwirt oder Meister absolvieren, die in naher Zukunft alle den Titel „Bachelor Professional“ tragen werden, um zu verdeutlichen, dass diese Abschlüsse gleichwertig zum akademischen Bachelor sind. Auch der Abschluss auf dem Niveau des zukünftigen „Master Professional“, beispielsweise als Geprüfter (Technischer) Betriebswirt, ist auf der Grundlage nachgewiesener Berufserfahrung erreichbar. Wer sich dazu berufen fühlt, kann auch nach der Berufsausbildung noch studieren – der Berufsabschluss eröffnet somit Wege in alle Richtungen.

Vermitteln Sie Ausbildungsplatzbewerbern somit immer auch einen Blick voraus auf das, was nach der Ausbildung alles möglich wird. Die Ausbildung stellt ein stabiles, in der Praxis verankertes Fundament für zahlreiche weitere Entwicklungswege dar. Ob das erst einmal bedeutet, ein paar Jahre gutes Geld zu verdienen und dann zu schauen, wie es in Punkto Karriere weitergeht, oder ob es jemanden gleich zum nächsten höheren Bildungsabschluss zieht, das kann jede Fachkraft für sich entscheiden und im Idealfall mit dem Arbeitgeber als individuelle Zukunftsplanung abstimmen: Eine Ausbildung schafft immense persönliche Entwicklungs-Chancen, sie legt niemanden auf ewig fest und verbaut keine Wege, sondern eröffnet neue.

Tipp 3: Mit einer Ausbildung ins Berufsleben zu starten, hat handfeste finanzielle Vorteile

Das ist Fakt: Ein durchschnittliches Bachelor-Studium dauert rund drei bis vier Jahre. Berufs- und Praxiserfahrung sammeln Studierende während dieser Zeit ggf. durch Praktika oder Studentenjobs. Wenn der Geldbeutel der Eltern nicht „angezapft" wird, kann ein Studium meist nur über ein Darlehen (BAföG) finanziert werden, das mit Beginn des eigentlichen Berufslebens zurückgezahlt werden muss.

Demgegenüber qualifizieren sich Auszubildende während ihrer zwei- oder dreijährigen Ausbildung direkt in der beruflichen Praxis und verdienen bereits während ihrer Ausbildung Geld, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Mit ihren Einstiegsgehältern und den nächsten Jahren ihrer Berufstätigkeit bauen berufliche Qualifizierte ihren Einkommensvorsprung weiter aus (vgl. Grafik unten).

Verdeutlichen Sie potenziellen Auszubildenden, dass ihnen gerade während ihrer nächsten Lebensphase der individuellen persönlichen Entfaltung eine Ausbildung und der Berufseinstieg einen großen finanziellen Spielraum verschaffen, den nur die wenigsten Studierenden haben.

Experten haben berechnet, dass Fachkräfte, wenn sie keine weitere Fortbildung absolvieren, bis etwa ins 35-te Lebensjahr ihren Einkommensvorsprung halten, bevor akademisch Qualifizierte sie einholen. Wer hingegen nach seiner Ausbildung noch einen Abschluss der Höheren Berufsbildung beispielsweise als Fachwirt oder Meister absolviert, erzielt bis ins 60-te Lebensjahr einen Einkommensvorsprung, den Akademiker in den letzten Berufsjahren dann auch nicht mehr signifikant überbieten können. Der Wert der durch berufliche Qualifizierung gewonnenen Praxiserfahrung ist hierbei noch gar nicht eingerechnet, das zeigt Tipp 4.

Tipp 4: Beruflich Qualifizierte sind gefragt wie nie

Der gesellschaftliche Trend zur Akademisierung steht in immer mehr Branchen im Widerspruch zum realen Bedarf der Unternehmen. Im Handwerk zeigt sich bereits heute besonders deutlich, dass der durch den demografischen Wandel bedingte Fachkräftemangel nicht durch ein steigendes Angebot von Hochschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt zu beseitigen ist.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in vielen Bereichen der Industrie und des Handels ab. So weist der DIHK-Arbeitsmarktreport von 2019 den größten Fachkräftemangel im Bereich der beruflich Qualifizierten aus: Fachwirte und Meister sind in knapp jedem fünften aller Unternehmen besonders gefragt.

Geben Sie Ihren potenziellen Auszubildenden somit einen möglichst konkreten Ausblick darauf, welche langfristigen Entwicklungswege ihnen das Unternehmen ermöglicht, wenn sie – Schritt für Schritt – ihren Start ins Berufsleben absolviert haben und Freude an ihrer eigenverantwortlichen beruflichen und persönlichen Entwicklung gefunden haben. Wie das geht, lesen Sie in diesem Artikel …

 

Zusammenfassung der Argumente für die Ausbildung

  • Die duale Berufsausbildung eignet sich für alle Lerntypen, die in der beruflichen Praxis und im Kreis der Kolleginnen und Kollegen lernen und sich entfalten wollen.
  • Sie ist ein Anfang, mehr geht immer und für jeden!
  • Sie stellt eine sichere Startrampe ins Berufsleben dar.
  • Sie verschafft Berufseinsteigern schnell finanziellen Spielraum, um auf eigenen Beinen stehen und sich persönlich entfalten zu können.
  • Sie trifft den aktuell und in Zukunft weiter steigenden Bedarf der Unternehmen nach beruflich qualifizierten Fachkräften.

TIPP: Die Broschüre "Das Beste aus Bildung machen" stellt die zahlreichen Möglichkeiten der Karriere mit IHK-Ausbildung und -Weiterbildung übersichtlich dar. Ideal zum Zeigen und Erklären, was alles möglich ist. (Zum Aufrufen des PDF einfach aufs Bild klicken.)

 


QUELLEN: 

Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, 2016: „Karrierefaktor berufliche Fortbildung“, im Auftrag der DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung – Organisation zur Förderung der IHK-Weiterbildung mbH

Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Februar 2020: „Lebenseinkommen von Berufsausbildung und Hochschulstudium im Vergleich“, im Auftrag des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK)