Win-Win: switch-zur-ausbildung.de

PraxisEngagementArtikel

Ein bestimmter Typus von Auszubildenden bringt einige entscheidende Vorzüge mit. Diese Auszubildenden 

  • sind älter als 18 Jahre und fallen damit nicht mehr unter das Jugendarbeitsschutzgesetz. 
  • verfügen über Abitur und profitieren dadurch von einer verkürzten Ausbildungsdauer, wodurch sie schneller als Nachwuchsfachkraft übernommen werden können.  
  • sind ganz oder teilweise vom Besuch der Berufsschule befreit und können dadurch mehr Arbeits- bzw. Ausbildungszeit im Betrieb verbringen –
     

die Rede ist von sogenannten Studienzweiflern, die für immer mehr Unternehmen als attraktive Zielgruppe für die Ausbildung in den Blick kommen, aber auch einiges an Veränderung in der typischen Ausbildungspraxis verlangen – doch der Reihe nach.

Fakten

Rund ein Viertel aller Studierenden in Deutschland bricht das Studium vorzeitig ab. „In Bayern sind das jährlich über 10.000 Studierende allein in den MINT-Fächern“, berichtet Hubert Schöffmann, bildungspolitischer Sprecher beim Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK e. V.). Die Gründe für den Ausstieg sind sehr unterschiedlich, aber seit vielen Jahren im Grunde gleichbleibend. Eine aktuelle BIHK-Befragung von 230 Studierenden in Bayern, die ihre Zweifel am Studium offen aussprechen, zeigt, dass insbesondere ein Gefühl der Überforderung (34,3 Prozent) bzw. enttäuschte Erwartungen hinsichtlich der Studieninhalte (16,1 Prozent) die entscheidenden Probleme kennzeichnen.

 

Das korrespondiert mit den Ergebnissen, die bereits 2008 eine Studie zutage förderte:  

  • In seltenen Fällen erfolgt der Abbruch des Studiums aufgrund einer Erkrankung oder familiärer Probleme. 
  • Deutlich häufiger sind Studierende unzufrieden mit den Studienbedingungen oder konnten die geforderten Studienleistungen nicht liefern. 
  • Noch öfter hingegen gestehen sich Studierende ein, dass sie sich zur Fortsetzung ihres Studiums nicht mehr selbst motivieren können, oder sie haben schlicht und einfach Probleme mit der Finanzierung des Studiums einschließlich Wohnung und Lebenshaltung.
     

Kurz gesagt: Bei der großen Mehrheit der Studienzweiflerinnen und Studienzweifler handelt es sich um junge Erwachsene, die sich nach ihrem Abitur wie Generationen vor ihnen erst einmal für ein Studium entschieden, doch dann festgestellt haben, dass die akademische Bildung mitsamt den organisatorischen Gegebenheiten für sie nicht das Richtige ist. 

IBIzA

An genau dieser Stelle setzt IBIzA, ein neues BIHK-Projekt an, um diese Personengruppe für die Vielfalt und Praxisnähe der beruflichen Bildung zu begeistern. „Mit dem neuen ‚Informations-, Beratungs- und Innovationszentrum zu Alternativen für Studienzweifler‘ (IBIzA) haben Studierende in Bayern ab sofort eine Anlaufstelle, bei der sie sich persönlich über ihre individuellen Alternativen zum Studium im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung beraten lassen und die nächsten Schritte durchspielen können“, erläutert Schöffmann die Intention und fügt hinzu: „Studienabbrecher werden für Unternehmen auch angesichts der anstehenden Verrentungswelle der Babyboomer immer interessanter. In Bayern sind im vergangenen Jahr rund 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Vor diesem Hintergrund trägt das Projekt auch zur Sicherung des Fachkräftenachschubs in der Wirtschaft bei.“

Unternehmen können und sollen sich präsentieren

Um das Angebot bei Studierenden bekannt zu machen, wird das Projekt von einer Kommunikationskampagne in der Presse, in den sozialen Medien und an geeigneten Stellen im Umfeld der bayerischen Universitäten, beispielsweise bei den Studierendenwerken, begleitet. Die Botschaften der Kampagne sprechen die wichtigsten Beweggründe an, die zu einem Nachdenken über mögliche Alternativen zum Studium führen:

  • Viele Scheine gemacht, aber keine Kohle verdient?
  • Keine Lust mehr, aus allem eine Wissenschaft zu machen?
  • Studium: Theoretisch war’s eine gute Idee.
     

Damit führt die Kampagne auf die zentrale Internetseite von IBIzA, switch-zur-ausbildung.de - über die Studierende schnell und einfach direkten Kontakt mit den beiden erfahrenen Beratern Konstanze Kindhammer und Thomas Englhart aufnehmen können. Um Studierende, die an einem Switch interessiert sind, und potenzielle Ausbildungsunternehmen miteinander zu vernetzen, können sich auf der Seite auch Betriebe in Kurzform präsentieren. 

TIPP

Wer Studienzweifler in Bayern als potenzielle Auszubildende erreichen will, sollte auf der Unterseite von switch-zur-ausbildung.de - "finde Dein Unternehmen" in jedem Falle sichtbar sein. Ein Bild und ein ansprechender Kurztext sowie die Verlinkung zur eigenen Internetseite genügen. Die Kontaktaufnahme für den Eintrag erfolgt am besten direkt über das Kontaktangebot auf switch-zur-ausbildung.de - "Kontakt" 

Die Ausbildung muss „anders“ sein

Bleibt noch der bereits am Beginn dieses Artikels angedeutete Hinweis, dass die Ausbildung von jungen Erwachsenen mit Studienerfahrung einige Abweichungen gegenüber der typischen Ausbildungsorganisation und -durchführung verlangt, um zum gemeinsamen Erfolg zu führen. Die Abweichungen beginnen bereits damit, dass diese Auszubildenden seltener, mitunter gar nicht, am Berufsschulunterricht teilnehmen müssen und somit in dieser Zeit, während andere Auszubildende die Schulbank drücken, im Unternehmen arbeiten und qualifiziert werden können – und müssen. Die persönliche, soziale und kommunikative Entwicklung dieser Auszubildenden ist häufig weiter fortgeschritten als bei Unter-18-Jährigen, auch damit müssen Ausbilderinnen und Ausbilder umgehen können. Und nicht zuletzt fordern junge Erwachsene mit Studienerfahrung noch mehr als jüngere Auszubildende die Möglichkeit ein, eigenverantwortlich zu arbeiten und Verantwortung für relevante Aufgaben zu übernehmen. 
Das alles sind keine „kritischen“ Probleme, wohl aber Herausforderungen, die aufseiten so mancher Ausbildenden Veränderungsbereitschaft und neue Vorgehensweisen verlangen. Eine ganze Reihe konkreter Tipps und Hilfestellungen hierfür bietet ein Ratgeber des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, den Sie hier downloaden können. 

Fazit 

Die Politik, die Wirtschaftsverbände und selbstverständlich auch die IHK-Organisation als DIE Interessenvertretung der Unternehmen arbeiten intensiv daran, die gesetzlich festgestellte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung auch in der Gesellschaft zu verankern. Am Ziel sind sie jedoch noch nicht, sonst würden sich weniger junge Menschen an einem Studium versuchen, obwohl es für sie nicht der optimale Weg in die Zukunft ist. Doch diesen Wandel in den Köpfen voranzutreiben, rechnet sich: für die Unternehmen durch zusätzliche beruflich qualifizierte Nachwuchsfachkräfte, für die Jugendlichen, denen allein im Verantwortungsbereich der IHKs über 200 Berufe offenstehen, und für die Gesellschaft insgesamt: Schließlich brauchen wir Menschen, die Freude an ihrer beruflichen Entfaltung haben, statt mit Frust in der Studentenbude auszuharren – die Zeit ist reif für den „Switch zur Ausbildung“: Lohnt sich, unterstützten Sie sie!