Teamwork mit familiärem Charakter

PraxisInterviews

Die Adam Hörnig Baugesellschaft mbH & Co. KG baut Brücken – auch im übertragenen Sinne. Denn ein Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit richtet sich auf die Planung und Realisierung von Brückenbauwerken und hierfür braucht es kontinuierlichen Nachschub von „Manpower“ und Kompetenz. Das bringt die weitere Bedeutung des Brückenbauens ins Spiel: Der Adam Hörnig Baugesellschaft gelingt es ziemlich gut, stabile Verbindungen zu den heutigen Jugendlichen aufzubauen, sie als Auszubildende für das Unternehmen zu begeistern und langfristig in eine beinahe familiäre Teamgemeinschaft zu integrieren. Einen wesentlichen Anteil daran haben die Ausbilderinnen und Ausbilder. Wir sprachen mit einem von ihnen, Martin Geiger. Er brachte den bundesbesten Auszubildenden des Jahres 2023 im Ausbildungsberuf „Beton- und Stahlbetonbauer“ auf seinen Erfolgsweg und begleitet ihn heute bei seinem dualen Studium.

Herr Geiger, was zeichnet die Ausbildung unter Ihrer Regie aus? 
Martin Geiger: Ich bin als Ausbilder zwar verantwortlich, aber entscheidend ist vor allem die Teamleistung aller an der Ausbildung Beteiligten. Auszubilden macht uns allen Spaß, wir arbeiten gerne mit den Jugendlichen zusammen und wir verbringen gerne auch Teile unserer Freizeit mit ihnen. Es gehört einfach zum gesamten Unternehmensgeist, dass wir, nicht nur in der Ausbildung, sondern insgesamt, großen Wert auf ein starkes Wir-Gefühl legen und dafür auch einiges tun. 

Was wäre das konkret?
Wir haben zum Beispiel in unserem eigenen Bauhof die Möglichkeit zum Üben für die Auszubildenden geschaffen. Hier entsteht vom ersten Tag an ein Gemeinschaftsgefühl, weil die Jugendlichen erst einmal unbeschwert vom echten Baustellenbetrieb loslegen können. Wir veranstalten regelmäßig eigene Azubi-Events, bei denen alle Auszubildenden mitmachen, vom ersten bis zum dritten Lehrjahr. Wir stehen per WhatsApp und telefonisch im ständigen Austausch mit unseren Auszubildenden und sind immer ansprechbar. Wir wollen spürbar anders sein als einfach ein X-beliebiges Bauunternehmen, denn wir bauen ja auch nicht X-beliebige Projekte.

Aber in der Ausbildung erlernen die Auszubildenden doch noch nicht, ein High-End-Objekt zu bauen.
Das stimmt natürlich, wir qualifizieren für den Berufseinstieg. Trotzdem macht es einen Unterschied, wenn Sie den Jugendlichen die Faszination ihres zukünftigen Berufs auch mit faszinierenden Bauprojekten vermitteln können. Jedes unserer Bauwerke ist individuell und hält über viele Generationen. Die Auszubildenden können später einmal mit ihren Kindern über eine Autobahnbrücke fahren und sagen: „An der Brücke habe ich damals mitgebaut.“ Wir fertigen hier nicht in Serie, es gibt also niemanden bei uns, der „am Band steht“ und seine Stunden „wegklopft“. Mit dem, was wir bauen, können wir den Jugendlichen ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten direkt vor Augen führen: Wenn du willst, kannst du dich bei uns beruflich so weit entwickeln, dass auch du zusammen mit unserem Team solche Bauwerke erschaffen kannst. 

Ist es für die heutigen Jugendlichen wirklich so wichtig, schon am Beginn ihrer Ausbildung eine langfristige Perspektive zu haben? Es steht ihnen doch die ganze Welt offen.
Meiner Erfahrung nach stehen die Themen „sicherer Arbeitsplatz“, „Entwicklungsmöglichkeiten“ und „work-life-balance“ bei den heutigen Jugendlichen sehr weit oben. Unternehmen, die das bieten und im Azubimarketing auch klar kommunizieren, finden sicher leichter Interessenten. Dass bei uns zum Beispiel freitags früher Schluss ist und Wochenende auch wirklich Wochenende bedeutet, das kommt spürbar gut an. 

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach noch an, um Jugendliche für eine Ausbildung im Unternehmen zu gewinnen?
Wir erleben, dass viele Bewerberinnen und Bewerber den Teamgeist, der im gesamten Unternehmen spürbar ist, als ganz wichtig für ihre Auswahl des Ausbildungsbetriebes beschreiben. Ein gutes Azubi-Gehalt ist sicher auch wichtig, aber bei der Entscheidung zwischen zwei Ausbildungsangeboten kommt es am Ende weniger auf das Geld an als auf das Vertrauen, im Unternehmen gut aufgehoben zu sein. Das merken die Bewerberinnen und Bewerber bei uns schon im Bewerbungsgespräch, bei uns ist man keine Nummer, bei uns kennt man sich.

Nun gibt es aber auch schüchterne, zurückhaltende Jugendliche, die so einem „Wir sind alle ein Team“ vielleicht erst einmal distanziert begegnen? 
Na klar, man kann nicht einfach voraussetzen, dass sich jemand auf Anhieb mit voller Begeisterung öffnet und ins Team integriert. So etwas merken wir meistens schon im Bewerbungsgespräch. In unserem Ausbildungsteam diskutieren wir, wie wir den Menschen jeweils einschätzen, denn etwas Zurückhaltung ist ja auf keinen Fall ein Mangel. Unser jetziger Bundesbester war zum Beispiel auch am Anfang eher zurückhaltend. Aber gerade seine Entwicklung zeigt, wie sehr es darauf ankommt, eine Vertrauensbeziehung zu entwickeln, die dann auch über das formale „ich bin Ausbilder, du bist Auszubildender“ hinausgeht. An seinem ersten Tag auf dem Bauhof hat sich Michael gleich mal verletzt. Ein Kollege von mir hat damals gemeint, dass die handwerkliche Seite der Ausbildung wohl eher schwierig werden wird. Aber wir haben ihn immer wieder motiviert und ihm Mut gemacht und dann ist er voll durchgestartet: Beim Handwerklichen hat er den ausgeprägten Willen und Fleiß gehabt, das zu können, was verlangt wird. Und die Theorie war von Anfang an genau sein Ding. Jetzt begleite ich ihn bei seinem dualen Studium und freue mich, seine weitere Entwicklung bei uns mitverfolgen zu können. 

Was machen Sie, wenn der Funke nicht überspringt?
 Ja, das gibt es natürlich auch. Die Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer gliedert sich zum Glück in zwei Schritte. Nach zwei Jahren legen die Auszubildenden ihre Prüfung zum Hochbaufacharbeiter ab. Dann folgt im dritten Lehrjahr die Spezialisierung zum Beton- und Stahlbetonbauer. Wenn sich im Verlauf der ersten beiden Jahre zeigt, dass das Miteinander einfach nicht passt oder wenn vielleicht auch die Leistung nicht dem entspricht, was wir uns im Unternehmen vorstellen, dann trennen wir uns nach dem Facharbeiterabschluss. Der Jugendliche hat eine abgeschlossene Ausbildung, er oder auch sie steht also nicht mit leeren Händen da, das ist uns wichtig. Aber unser eigentliches Ziel ist es natürlich, dass wir die jungen Menschen am Ende ihrer Ausbildung als Fachkräfte übernehmen, deshalb geben wir niemanden so leicht auf.

Welchen Tipp haben Sie noch für andere Ausbilderinnen und Ausbilder?
Ich weiß nicht, ob ich Tipps geben kann. Für mich geht es einfach darum, dass meine Rolle als Ausbilder über das rein berufliche hinausgeht. Wir arbeiten miteinander, aber wir feiern auch miteinander und das kommt bei den Jugendlichen gut an. Ich bin für sie einerseits „Chef“, ich bin aber darüber hinaus auch „Kumpel“, ohne aufdringlich zu sein – das ist im Grunde unser Selbstverständnis als Familienbetrieb. Es macht mich stolz, wenn es mir gelingt, dass die Azubis stolz darauf sind, ein Teil der Firma zu sein. Denn dann schließt sich der Kreis: Wenn es der Firma gut geht, geht es den Azubis gut. Und wenn es den Azubis gut geht, dann setzen sie sich von sich aus für die Firma ein. Wenn das funktioniert, ist Ausbildung eine wundervolle Aufgabe.  
Herr Geiger, herzlichen Dank für die Einblicke und die Erfahrungen die Sie mit und geteilt haben.


Zur Person
Martin Geiger

  • Jahrgang 1983
  • qualifizierter Hauptschulabschluss, danach Ausbildung zum Schreiner
  • 2010 bis 2012 Weiterbildung zum staatl. geprüften Hochbautechniker (inkl. Ausbilderprüfung nach AEVO)
  • 2012 Einstieg bei der ADAM HÖRNIG Baugesellschaft mbH & Co. KG als Bauleiter
  • seit 2015 Tätigkeit als nebenberuflicher Ausbilder begleitend zu den Aufgaben in den Bereichen Kalkulation, Bauleitung sowie Social Media
  • seit 2018 Mitglied im Betriebsrat
     

Zum Unternehmen
Die ADAM HÖRNIG Baugesellschaft mbH & Co. KG ist Teil der Hörnig Gruppe. Seit drei Generationen führt die Inhaberfamilie Hörnig mehrere Gesellschaften mit Spezialkompetenzen rund um den Brückenbau, den Wohn- und Industriebau, die Bauwerkssanierung sowie das Bauprojektmanagement.
Das Unternehmen erhält immer wieder Auszeichnungen für seine Arbeit, beispielsweise den Deutschen Brückenbaupreis 2006, 2012, 2014, 2018 und 2023. Neben seiner fachlichen Expertise und Leistungsfähigkeit hat sich das Unternehmen auch durch sein soziales Engagement über die Region Aschaffenburg hinaus einen exzellenten Ruf als attraktiver, moderner Arbeitgeber geschaffen. 

Aktuell bildet das Unternehmen 12 Jugendliche aus als

  • Beton- und Stahlbetonbauer (m/w/d)
  • Spezialtiefbauer (m/w/d)
  • Industriekaufleute (m/w/d)
  • Konstruktionsmechaniker Fachrichtung Stahl- und Metallbau (m/w/d)
     

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit eines dualen Studiums im Bauingenieurswesen.
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