Klischee tut weh

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Männer wählen technische Berufe, Frauen arbeiten im sozialen Bereich. Was sich anhört wie aus den 1950er Jahren ist offensichtlich immer noch das vorherrschende Bild. Das belegt jedenfalls eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), in der untersucht wurde, in welchen Berufen es aktuell die größten Fachkräftelücken gibt. Das wichtigste Ergebnis: Die Anzahl der unbesetzten Stellen und die Anzahl der Stellensuchenden klaffen in den Berufen am weitesten auseinander, die überwiegend nur von einem Geschlecht ausgeübt werden.

hier gehts zur Studie mit weiteren interessanten Details

Und jetzt?

Was bedeutet dieser Befund für die Unternehmen? Ganz klar: Betriebe, die sich bei bei der Azubiakquise und im Personalmarketing von überholten Rollenbildern lösen, haben größere Chancen, ihre freien Stellen zu besetzen. Frauen können IT oder Straßenbau; Männer können Kinder erziehen und Alte pflegen, man muss "nur" ihr Interesse für diese Tätigkeiten gewinnen, sie aktiv ansprechen und ihnen Mut machen, einen unkonventionellen Weg zu gehen. Dazu gehört arbeitgeberseitig allerdings auch, dass bei der Arbeitsorganisation im Unternehmen das Stichwort "klischeefrei" ernst genommen und von allen gelebt wird.

Zwei Beispiele

  • Für viele Frauen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Aspekt bei der Wahl ihres Arbeitgebers und ihrer Bereitschaft, sich langfristig ans Unternehmen zu binden. Wer also offene Stellen zum Beispiel in technischen Bereichen des Unternehmens bewusst auch mit Frauen besetzen will, muss dafür sorgen, dass dieser Aspekt in der Arbeitsorganisation ernst genommen wird.  
     
  • Aus Sicht vieler Männer sind Stellen im sozialen Bereich zu schlecht bezahlt und mit zu geringer gesellschaftlicher Anerkennung verbunden. Wenn der Fachkräftemangel im Sozialwesen behoben werden soll, müssen diese Berufe somit eben auch für Männer attraktiver werden. Eine höhere Bezahlung und mehr echte Wertschätzung kommen dabei natürlich auch den Frauen zu Gute.
     

Klar, ein Aspekt wie die gesellschaftliche Wertschätzung kann nicht von einem Unternehmen alleine verändert werden. Aber ein starker Teamzusammenhalt und ein tolles Miteinander im Betrieb sind mit Sicherheit ein guter Anfang und bei der persönlichen Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber sicher ein gewichtiges Argument - das sogar die Frage der Bezahlung überbieten kann.

Im Sozialwesen, aber ebenso im IT-Bereich zeigt sich besonders deutlich, wie sehr Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sich durch ein Verharren in Klischees selbst im Wege stehen. In diesem Sinne birgt der weiter steigende Fachkräftemangel die Chance, dass überholte Rollenbilder über Bord geworfen und neue, für Frauen und Männer gleich attraktive Arbeitsbedingungen in allen Branchen und Themenfeldern geschaffen werden. Unternehmen, die hier vorangehen, haben jedenfalls bessere Chancen, Mitarbeitende zu finden und für sich zu begeistern.

Weiterführende Links

Klischeefrei, Initiative zur Berufs- und Studienwahl