EQR/DQR: Welchen Nutzen bringen die Qualifikationsrahmen?

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Lexikon: EQR - Europäischer QualifikationsRahmen  |  DQR - Deutscher QualifikationsRahmen

Ist das französische „Baccalauréat“ das gleiche wie ein britischer oder deutscher Bachelorstudiengang? Könnte man meinen – ist aber leider falsch. Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) bzw. sein deutsches Pendent, der DQR helfen dabei, Qualifikationsstufen zwischen europäischen Ländern besser vergleichen zu können. 

Um zu verstehen, was EQR und DQR sind, hilft ein Blick auf ihre Herkunft. Ausgangspunkt für das Thema war die Europäische Union. Immer wieder trat hier das Problem zu Tage, dass die verschiedenen Mitgliedstaaten unterschiedliche Bildungssysteme haben. Wenn Unternehmen beispielsweise Fachkräfte im Ausland suchen oder sich Kandidaten mit ausländischen Abschlüssen bewerben, möchten sie wissen, welcher der ihnen bekannten nationalen Abschlüsse dem ausländischen zumindest ähnlich oder sogar gleichgestellt ist. Vor diesem Hintergrund, der die EU-weite Vergleichbarkeit von Qualifizierungsabschlüssen zu Gunsten der Unternehmen und zu Gunsten der selbstbestimmten Mobilität der Arbeitnehmer auf dem gesamteuropäischen Arbeitsmarkt betrifft, entschieden sich die Verantwortlichen, eine Art „Übersetzungshilfe“ zu schaffen.

Universal-Übersetzer für Qualifikationen

Diese Übersetzungshilfe heißt „Europäischer Qualifikationsrahmen“ (EQR) – oder EQF für „European Qualifications Framework“. Im EQR wurden Wissen (knowledge), Fertigkeiten (skills) und Verantwortungsgrad (responsibility and autonomy) auf insgesamt acht verschiedenen Niveaus beschrieben und zugeordnet.

Die Idee: Jedes Land sollte nun mit den Qualifikationen, die im eigenen Bildungssystem erworben werden können, das Gleiche tun – also einen Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) entwickeln und die Abschlüsse des Landes den einzelnen Stufen des EQR zuordnen. Wenn alle Länder die Qualifikationsniveaus ihrer Abschlüsse ins Verhältnis zum EQR setzen, ist dies das Instrument, um alle Abschlüsse europaweit vergleichen zu können (vgl. Grafik; zum Vergrößern bitte anklicken):

DQR: Die Lösung für Deutschland

In Deutschland hat man sich dazu entschieden, das acht-stufige System des EQR zu übernehmen und ebenfalls acht Stufen zu definieren. Die schulische Bildung wurde nicht mit aufgenommen, da sie in der Hoheit der Bundesländer liegt und über die Zuordnung kein für ganz Deutschland geltender Konsens erzielt werden konnte. Aktuell sieht der Deutsche Qualifikationsrahmen so aus (vgl. Grafik, zum Vergrößern bitte anklicken):

Welcher Abschluss hat welche Qualifikationsstufe?

Nicht alle in Deutschland erreichbaren Abschlüsse sind bereits dem Schema zugeordnet worden, aber viele! Jeder kann seinen Abschluss auf www.dqr.de suchen und hier erfahren, welcher Stufe die Qualifikation zugeordnet ist. Bei den neueren Zeugnissen der beruflichen Weiterbildung ist die DQR-Stufe bereits mit auf dem Zeugnis aufgeführt.

Nutzen für Unternehmen und Beschäftigte

Für Unternehmen: Wenn Firmen Mitarbeiter im EU- Ausland suchen oder Bewerber aus dem EU-Ausland eingeschätzt werden sollen, kann hierfür der EQR zu Rate gezogen werden.

Für Beschäftigte: Wer im europäischen Ausland arbeiten will, kann seinen potenziellen Arbeitgebern durch die Zuordnung seines Abschlusses zu DQR bzw. EQR ein präzises Bild des mitgebrachten Qualifikationsniveaus verschaffen. Das macht es einfacher, den passenden Job im Ausland zu bekommen. 

Auch bildungspolitisch hat der DQR innerhalb Deutschlands bereits vielfältige Wirkungen erzielt: Die  „Gleichwertigkeit“ von beruflicher und akademischer Bildung wurde in der Öffentlichkeit sichtbarer.

Industriemeister gleich Hochschulmaster?

Nein, das ist nicht so. So, wie der berufsfachliche Meister nicht das gleiche kann wie der Absolvent eines Masterstudiums im gleichen Themenfeld, so kann der Master operativ nicht das gleiche, was der Meister kann. Gleich sind jedoch ihre Qualifikationsniveaus entsprechend der Zuordnung im DQR bzw. EQR – auch wenn der eine verstärkt berufspraktische Kompetenzen, der andere eher wissenschaftliche Kompetenzen im gleichen Fachgebiet erworben hat. Genau das ist mit der Formulierung gemeint: „Die höhere Berufsbildung und die akademische Bildung sind gleichwertig“, aber nicht „gleichartig.“ 

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