Einmal Ausbilderschein reicht nicht mehr

ImpulsePraxisArtikel

Ausbildung lohnt sich, aber …

Demografischer Wandel, Digitalisierung, Nachhaltigkeitsanforderungen … neue Denk- und Handlungskonzepte sind in der dualen Ausbildung gefragt. Die IHKs in vermitteln in Qualifizierungen und Trainings Ideen und Know-how, wie die Ausbildung weiterentwickelt werden kann. Aber ebenso ist auch der Gesetzgeber als gefragt.

Status quo Ausbildungsbetriebe

Über 95 Prozent der Ausbildungsbetriebe in Deutschland zählen zu Betrieben mit maximal 250 Beschäftigten. Fast 85 Prozent von ihnen gehören zu den sog. Kleinst- und Kleinbetrieben mit höchstens 49 Beschäftigten (1). Diese Zahlen von 2019 verdeutlichen, dass die meisten Ausbilderinnen und Ausbilder nur wenig Spielraum haben, um die betriebliche Ausbildung selbst weiterzuentwickeln. Das Ausbilden der Jugendlichen läuft in der Geschäftstätigkeit mit. 

Umso mehr kommt es daher darauf an, dass bereits die grundlegende Qualifizierung der Ausbildenden, wie sie in der  Ausbildereignungs-Verordnung (AEVO) vorgeschrieben ist, immer wieder an die sich wandelnde Arbeitswelt und Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen angepasst wird. Zuständig hierfür ist das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB). Durch eine Kurzstudie wurde von 2020 bis 2021 untersucht, wo bereits Konsens darüber besteht, dass die AEVO zu modernisieren wäre. Ein PDF der Studie können Sie hier downloaden.

Wo klemmt’s?

Bereits 2009 empfahl der BiBB-Hauptausschuss, den Rahmenplan der AEVO an wesentliche schon damals erkennbare Herausforderungen anzupassen, insbesondere an

  • den alle Bereiche der Arbeitswelt umfassenden Wandel durch die Digitalisierung,
  • die zunehmende Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für die Wirtschaft,
  • die signifikanten demografischen Veränderungen und
  • die wachsende Heterogenität der gesellschaftlichen Strukturen.

In der Folge wurden beispielsweise die Berufsbildpositionen um zwei neue Themen (Digitalisierung und Nachhaltigkeit) ergänzt und sind seit August 2021 verbindlicher Bestandteil jeder Berufsausbildung (Informationen hierzu finden Sie in diesem Artikel).

Akute Handlungsbedarfe

Die Themen zu benennen ist das Eine, doch wie sie von Ausbilderinnen und Ausbildern während ihrer Ausbilderqualifizierung erarbeitet und in der späteren Praxis an die Auszubildenden vermittelt werden können, das ist das Andere – das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Kurzstudie.

der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Onlinebefragung bewerten zusätzliche Unterstützungs- und Weiterbildungsangebote auch nach der AEVO-Prüfung als wichtige und hilfreiche Ergänzung für die zukünftige Qualifizierung von Ausbilderinnen und Ausbildern.

wünschen sich Angebote von Auffrischungskursen zu aktuellen Themen, bevorzugt auf freiwilliger Basis, um bei der Entwicklung der Arbeitswelt und in rechtlichen Fragen up-to-date bleiben zu können und die langfristige Eignung der Ausbilderinnen und Ausbilder sicherzustellen.

Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern meinten, dass die AEVO die aktuellen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht (ausreichend) berücksichtigt.

An der Befragung teilgenommen haben insbesondere Ausbilderinnen und Ausbilder, aber auch Personalverantwortliche, Dozentinnen und Dozenten der AEVO-Lehrgänge, AEVO-Prüferinnen und -Prüfern sowie Mitarbeitende von Bildungsdienstleistern. Folgende Modernisierungsvorschläge wurden als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ (Prozentwerte addiert) eingeschätzt (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken):

Nicht warten – starten! Mit den bayerischen IHKs.

Die Studie zeigt klar: Es ist bereits heute Handlungsbedarf angezeigt. Es sind schließlich die aktuell in der Ausbildung beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Lösungen brauchen, um konstruktiv mit den zunehmenden Herausforderungen umgehen zu können. In Bayern können Ausbilderinnen und Ausbilder zum Beispiel folgende Programme kostenfrei und mit nur wenig zeitlichem Aufwand nutzen, um sich selbst und die Ausbildung in ihren Unternehmen fit für die Zukunft zu machen:

  • „Nachhaltig handeln und Digitalisierung nutzen“
    In der kostenfreien Weiterbildung erarbeiten sich Ausbilderinnen und Ausbilder Handlungsansätze, wie sie die Potenziale der Digitalisierung für die Organisation, Planung und Steuerung der Ausbildung besser nutzen und den Nachhaltigkeitsansatz in der Ausbildung konkret umsetzen können.
    Mehr Informationen über die Inhalte, den Ablauf, die Termine und Orte der Qualifizierungsinitiative finden Sie hier.
  • IHK Ausbilderakademie Bayern
    Das dreistufige Zertifizierungsprogramm der IHK Ausbilderakademie Bayern frischt wichtige Ausbildungskompetenzen auf und ergänzt diese mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen: Best-Practice und neue Ideen von Ausbildenden für Ausbildende. 
    Mehr Informationen zur IHK Ausbilderakademie Bayern finden Sie hier.

Unabhängig von diesen beiden Programmen für Ausbilderinnen und Ausbilder stehen die Ausbildungsberaterinnen und -Berater der IHKs mit vielen konkreten Ideen und Tipps zur Verfügung, nehmen Sie einfach Kontakt auf.

Quellenangaben

(1) foraus.de
Zahlen zum Ausbildungspersonal 

Tabelle 5: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 20018 und 2019 in Deutschland